Der Sinn des Unnützen
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Der Sinn des Unnützen

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Was haben ein Avocadokern, ein Sojasaucenfisch und eine Schraube gemeinsam?

Sie liegen auf einem Serviertablett.

Zu Haiku-artig? OK, dann spulen wir mal zurück und besinnen und der handfesten Dinge. Beginnen wir mit der Herkunft dieses Allerleis.

Dass der Avocadokern aus einer Avocado kommt, nun, das bringt uns nicht weiter. Diese Kerne spüren sich an, als wären sie für Größeres geschaffen. Sie liegen schwer in der Hand, sie hinterlassen die perfekten Zitronensaft-und-Senf-Vertiefungen in den Avocadohälften. Sie treiben bereitwillig die ersten beiden Blätter.

Plastikfische, die Sojasauce in ihrem Inneren tragen, haben uns lange Jahre begleitet als wir noch in Wien lebten. Nicht nur auf der Durchreise als Take-away-Sushi-Begleiter sondern auch als Badespielzeug. Nachdem sie die Sauce erbrochen hatten, wurden sie mit verdünnter Tinte und roter Tusche gefüllt und neben der Badewanne stationiert. Zumindest einige von ihnen. Vielleicht kugeln sie immer noch im Bodensatz des Badespielzeugs herum. Die Fische als Verpackung kamen aus der Mode und wurden durch Plastikbeutelchen ersetzt. Vom Ressourcenverbrauch her ein klein wenig besser aber nicht wiederverwendbar. Bis vor kurzem. Vor ein paar Wochen lugten hinter der Sushi-Packung wieder Sojafische aus dem Sackerl. Eine eher skurrile Variante von Wiedersehensfreude.

Eine Schraube mit Unterlegscheibe, bisweilen auch Beilagscheibe genannt. Meiner Meinung nach ein Namensfehlgriff, weil wird die Scheibe nur bei- statt unter-gelegt, ist sie vollkommen sinnlos. Schraube und Scheibe wurden beim Abmontieren der Monitorwandhalterung freigesetzt. Es würde zu weit führen zu erklären, um welchen Monitor es sich da handelt und warum er weichen musste. Die Heimwerkerexperten werden sich jetzt wohl fragen, was das für eine seltsame Wand das ist, an der man mit so einer Schraube einen Monitor beziehungsweise dessen Halterung befestigen kann. Es ist eine Kastenwand aus Holz. Hat also alles seine Richtigkeit. In einem einigermaßen lebendigen Haushalt gibt es einen Befestigungsmaterialkreislauf. Renovierungsarbeiten setzen wiederverwendbares Material frei, es fließt in die Werkstatt um dort mehr oder weniger sortiert auf den nächsten Einsatz – Wochen oder Jahrzehnte später – zu warten. Ganz wenige Schrauben und Scheiben schaffen es aber auf ein Tablett.

Das Tablett gefällt mir, weil es elliptisch ist. Wirklich im mathematischen Sinn. Also nicht oval oder irgendwie abgerundet, sonder x²/a² + y²/b² = 1, so wie es sich gehört. Ich hab’s nicht auf den Mikrometer nachgemessen, aber laut Gärtnerkonstruktion passt es. Der Kern im linken Brennpunkt, die Schraube im rechten. Der Fisch müht sich nach links, stromauf zu schwimmen.

Sind wir der Geschichte dieser drei Dinge näher gekommen? Nur bedingt, diese Zusammenrottung bleibt weiterhin rätselhaft. Und der praktische Nutzen des Sammelsuriums ist verschwindend klein. Eins aber haben sie mir (wieder) klar gemacht: Man kann über alles schreiben.

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